Nächstes Jahr am selben Tag - Colleen Hoover
Verlag: dtv
Seiten: 376
Preis: 11,99€ (TB, broschiert)
Erscheinungsdatum: 10. Februar 2017
Einzelband
Wertung: ☺☺☺☺
Der Klapptext
Ben und Fallon sind achtzehn, als sie sich in Los Angeles kennenlernen - und das ausgerechnet am Abend, bevor Fallon nach New York zieht.Die beiden beschließen, sich von nun an fünf Jahre lang immer am selben Tag im November zu treffen. Doch dann geschieht etwas Unerwartetes...
Eigene Meinung
Nachdem ich in den letzten Stunden die Seiten förmlich inhaliert habe, liege ich jetzt auf dem Sofa und muss mich erst einmal sammeln. Puh. Bei einem Buch, das einen emotional so fertig gemacht hat, ist es wirklich schwer, die Gedanken danach auf die Reihe zu kriegen. Der Spruch "Eine Achterbahn der Gefühle" trifft hier definitiv zu!
🔻Anfangs dachte ich mir: Wie soll das klappen? Wie schafft man es, dass man in der Geschichte immer ein Jahr weiter springt und dennoch eine Entwicklung sieht, sich mit den Charakteren identifizieren und mitfiebern kann? Wie können da Gefühle transportiert werden?
Tja. Colleen hat mich mal wieder eines Besseren belehrt. Denn sie schafft alles davon und noch mehr.
"Ich versuche mir immer zu sagen, dass jeder Mensch Narben hat", flüstert sie. "Und da sind sicher welche dabei, die krasser sind als meine. Der Unterschied ist, dass meine Narben sichtbar sind und die von vielen Leuten nicht, weil sie tief im Inneren liegen."
Man lernt Ben und Fallon kennen, erlebt sie bei ihrem ersten Treffen und spürt auch sofort den Verlust, als sie sich trennen müssen. Beide sind tolle, vielschichtige Personen, die sich vom ersten Moment an voneinander angezogen und verbunden fühlen - und das ändert sich auch über die Jahre hinweg nicht. Auch wenn sie ganz unterschiedliche Leben führen treffen sie sich an jedem 9. November - und nur dann - erneut. Mehr Kontakt ist nicht erlaubt, keine SMS, keine Telefonate, nichts. Dennoch ist es bei jedem Treffen so, als wären sie niemals getrennt gewesen. Und das, obwohl sie sich sichtlich weiterentwickelt haben. Man "sieht" es an ihren Handlungen, Haltungen und auch daran, wie sie miteinander umgehen. Trotzdem ist die Verbundenheit geblieben.
Seit dem "ersten 9. November" fiebert man mit ihnen mit, denn man wünscht sich natürlich ein Happy End. Von hoffen, hassen, bangen, freuen, verzweifeln, genießen, erwarten, fürchten bis hin zu weinen ist jedes Gefühl abgedeckt. Es war ein Buch, das mich fertig gemacht hat. Immer wenn man dachte, man ist einigermaßen "sicher", was die Gefühle betrifft, kommt ein neuer Schlag. Man wird komplett durchgewirbelt wie beim Schleudergang des Trockners, ohne Rücksicht auf Verluste. Und die Tatsache, dass das Colleen gelingt, macht das Buch so besonders.
"Solange man in einem anderen Menschen verloren ist, wird man sich selbst niemals finden."
Ich wusste zwischendurch nicht ob ich es lieben oder hassen soll. Ob ich es weglege und mir eine Pause gönne, weil es "so viel an Gefühlen" ist oder ob ich noch schneller lese als bisher, weil ich nicht will, dass die Charaktere an dieser Stelle des Buches feststecken. Und ich bin froh, dass ich mich für Variante 2 entschieden habe, denn die letzten 15 Seiten waren dann mein Ventil. Mein Ventil, all die aufgestauten Emotionen herauszulassen, ihnen Raum geben zu können. Es war wie der Moment, wenn man die Luft anhält und nach einer gefühlten Ewigkeit wieder atmen kann. Der Druck, den man vorher auf der Brust hatte, ist weg.
Ich liebe Fallon dafür, dass sie selbstlos und stark ist, auch wenn sie sich schwach fühlt. Ich liebe Ben dafür, dass er so liebenswürdig ist, obwohl er innerlich zerrissen ist. Und ich liebe Colleen für "Nächstes Jahr am selben Tag", weil sie ein Buch geschrieben hat, das mich auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitgenommen hat, dabei total anders ist als ihre bisherigen und doch gleich.
Fazit
- authentische Weiterentwicklungen trotz Zeitsprünge
- tiefgründige, glaubhafte Charaktere
- fesselnde Stellen, sodass man das Buch gar nicht mehr weglegen konnte
Contra:
- -